Leben
Mein Kumpel hatte mich angerufen denn es brannte auf dem Gestüt. Nein nicht wirklich, aber es kam mal wieder alles zusammen. Die letzten Stuten waren soweit zum Fohlen, und die nächsten mussten dem Deckhengst zugeführt werden. Dann hatte sich auch noch der Hufschmied angekündigt, und zu allem Überfluss waren dann auch noch Käufer erschienen die mein Kumpel einfach nicht wegschicken konnte. Irina seine Lebensgefährtin, fiel im Moment aus, denn sie sah aus als wenn sie jeden Moment auseinander brechen würde, und dann zwei Menschen da wären. Auch wenn sie hochschwanger war, hielt sie das nicht davon ab, dass sie über das Gestüt lief und nach dem rechten sah.
Was mich zum spotten veranlasste und ich fragte sie, ob sie ihr Kind im Sattel auf die Welt bringen will. Irina lachte nur herzlich darüber, boxte mir gegen den Arm, und verriet mir dann, das sich da zwei Kinder in ihrem Bauch tummelten, und die würden hervorragende Reiter werden. Das war Irina! Ganz nebenbei war ich immer noch platt über die beiden. Denn ich gebe zu das ich ein wenig skeptisch war, als das mit Irina und meinen Kumpel anfing.
Ich hätte nicht gedacht, dass sie das durchhalten würde. Denn schließlich war sie damals erst 17, und ich hatte so meine Zweifel, ob ihr klar war, wie viel Arbeit da auf sie zukam. Ganz zu schweigen davon, dass es keinen wirklichen Urlaub gab. Das geht einfach nicht. Das hier war nicht Schwaiganger, oder sonst ein riesen Zuchtbetrieb. Das war so mein Gedanke gewesen, wobei sich aber die meisten das Maul zerrissen, war das mein Kumpel knapp 20 Jahre älter war. Aber das war nun schon 10 Jahre her, und inzwischen war also Kind Nummer 3 und 4 unterwegs. So kann man sich irren.
Die anderen beiden Helferinnen waren damit beschäftigt, zu misten, zu füttern und was sonst noch alles zu machen war. Mein Kumpel war bei den Stuten die bald fohlen sollten, und ich sollte das Decken überwachen. Was nichts anderes als Schwerstarbeit war, denn eine rossige Stute zum decken zu führen erfordert einiges an Kraft und Geduld. In dem Stadium war eine Stute eine Diva, die sich vor einem Blatt im Wind erschrecken konnte. Und dann wollte sie nichts anderes als ihrem Instinkt nachzugehen und zu flüchten. Pferde sind nun mal Fluchttiere.
Auf alle Fälle keine Arbeit für eine hochschwangere Frau. Vom Deckhengst ganz zu schweigen. Brutus war ein Kaliber für sich. Für mich hieß er Satansbraten, Drecksbock oder Katzenfutter. Letzteres drohte ich dem Hengst an, aus ihm zu machen, wenn er nicht so wollte wie ich wollte, was nicht selten der Fall war. Trotzdem kamen wir ganz gut miteinander zu Recht. Neben meinem Kumpel und Irina war ich die einzige Person, von der er sich führen ließ.
Irina spottet immer, das ein Dickschädel den anderen erkennen würde. Was den Konter, von mir gab, dann war ja alles klar, warum, er sich auch von ihr führen ließ. Es brummte auf dem Gestüt, und als wenn das alles noch nicht genug wäre, kamen dann auch noch ein paar Großstadtdivas die ihre Gäule dort stehen hatten.
Anstatt sich ihre Gäule zu schnappen und mit ihnen auszureiten mussten die einem dann auch noch zwischen die Beine laufen. Aber auch davon lebte nun mal das Gestüt, und so konnte man den Damen nicht Bescheid stoßen das sie sich verpissen sollten.
Ich machte also alles für die Rendezvous fertig. Dann holte ich meine erste Diva aus der Box. Es wurde mächtig Zeit für die Stute. Sie stand in der Box ließ den Kopf hängen und war am wimmern. Schon kam die Frage von hinten, ob die Stute krank wäre. Ich musste mir ein Lachen verbeißen. Es ist immer wieder erstaunlich, wer sich heut zu Tage ein Pferd hält, und keine Ahnung von den Tieren hat.
Aber bevor ich was sagen konnte, die erste Antwort verwarf ich, denn mir lag auf der Zunge das die Stute geil ist, verwarf ich wieder. Nicht wegen der Tussie die fragte, sondern wegen der Stute. Es war einfach ihr Zyklus, und dafür konnte sie nichts. Aber schon kam die nächste Frage, was denn hier so komisch riecht. Ja, auch die Stute.
Also drehte ich mich zur Fragestellerin um und antwortet ihr, dass die Stute rossig ist. Nun, das kapierte sie, aber warum sie deswegen rot wurde, war mir nicht klar. Man kann mit Schamgefühl nun wirklich auch übertreiben. Was ich denn mit der Stute machen würde. Also bekam sie zur Antwort das ich die nun zum decken führen würde. Als nächstes hatte ich eine verschreckte Stute, denn die Fragestellerin fegte wie ein geölter Blitz aus der Box. Was die Stute erschreckte. Blödes Weib!
Also führte ich dann die Stute über den Hof, zum Deckplatz der ein wenig abgelegen war, damit die Tiere ihre Ruhe hatten. Hört sich einfach an, aber die Stute ließ sich ziehen, da können einem dann schon die Arme schwer werden. Also hatte ich meine Diva nun vor Ort nun musste ich nur noch den Hengst raus lassen. Besser gesagt führen, nicht das der sich überschlug. Brutus hatte schnell die Witterung aufgenommen, und ich wusste warum ich Ohrenstöpsel trug. Denn er fing gleich mal an zu signalisieren, dass er die Stute gerochen hatte. Es ist immer wieder erstaunlich was Pferde da für Töne von sich geben können, ob nun Stute oder Hengst. Wobei ein Hengst eine ganz erstaunliche Lautstärke entwickelt.
Brutus, also ließ sich nicht lange bitten, musste mehr gebremst werden, damit er sich vor lauter Eifer nicht noch verletzte. Da es sein erster Sprung an dem Tag war, bot Brutus ein prächtiges Schauspiel. Erst mal einen Schwanenhals, und dann zeigte er den Rest seines Körpers. Da sage ich immer nur, schaut euch mal einen Hengst an wenn er zu einer Stute geführt wird, dann weiß man warum es Bodybilder gibt, und warum die Posen.
Der Unterschied ist nur der, das ein Hengst auch gleich noch Schlauch ausfährt, und dann schon mal den einen oder anderen „Tropfen“ Samen verliert. Also führte ich Brutus zur Stute, ihn musste ich nun wirklich zügeln. Aber dann lief mehr oder minder alles glatt. Soll heißen er ließ ihr ein wenig Zeit und stieg nicht gleich auf. Ich trat ein Stück zurück, und hielt mich bereit, falls er Hilfe beim einführen brauchte. Was schon mal vorkommen konnte. Also nichts für zarte Gemüter.
Aber als ich mich umdrehte, standen doch da nicht die beiden Weiber. Oh, man die hatte ich hier gerade noch gebraucht. Macht lieber eure Gäule fertig und reitet aus, dachte ich mir. Macht mir ja nicht die Gäule nervös. Denn nichts erschreckte Pferde mehr als ruckartige Bewegungen, und noch ein bisschen mehr, wenn es um das Decken ging.
Aber dann kam Bewegung in die Sache und ich musste auf meine Gäule sehen. Wie ich mir gedacht hatte, war Brutus zu stürmisch, und so musste ich eingreifen. Aber dann war es geschafft und ich brachte mich aus der Reichweite der Gäule. Dann war es auch schon wieder vorbei, und Brutus stieg ab. Das Wetter passte, die Gäule waren zwar nun nass verschwitzt, aber noch nicht so sehr das man sie abreiben musste. Jetzt konnte man auch ganz gut sehen was für ein Prachtbursche Brutus war. Auch wenn er nicht gekört war. Eine unnütze Geldausgabe. Entweder ein Hengst hatte gute Anlagen, oder er hatte sie nicht. Brutus hatte die, und der Erfolg gab meinem Kumpel Recht.
Die beiden Zuschauerinnen machten mir Spaß. Die eine meinte wie schon vorbei, und die andere fand es widerlich, und fragte ob das nicht ein Tierarzt machen könnte. Na die beiden kannten sich nun wirklich aus! Zur einen meinte ich, das Brutus so um die 800 kg wiegen würde, und wie lange es die Stute wohl aushalten würde sein Gewicht mitzutragen. Bei der anderen sagte ich gar nichts. Die Bemerkung war mir einfach zu blöde. Eigentlich machte mich die Bemerkung wütend. Sie zeigte das die Tussie keine Ahnung hatte. Was sollte das? Human watching for horses rights oder was? Es gehört verboten das sich solche Tussen Pferde kaufen konnten.
Aber dann kam Irina an, eigentlich watschelte sie, aber kein Wunder. Sie fragte wie es läuft und ich meinte das ich Brutus noch einmal steigen lassen würde, und dann sollte es gut sein. Einfach so ein Gefühl, das es nicht mehr brauchte. Ich warf einen Blick auf meine Zuschauerinnen und bat Irina mit einem Blick, mir die beiden vom Hals zu schaffen.
Irina wurde dann auch gleich mit Fragen bombardiert, und sie erklärte den beiden dann geduldig, warum das kein Tierarzt machte. Warum sollten wir den Pferden ihren Spaß auch verderben? Außerdem warum sollte ich viel Geld für irgendwelchen Tiefkühlsamen ausgeben, wenn ich einen Hengst hatte, der wirklich gute Anlagen hatte? Außerdem konnte man so einigermaßen sicher sein, dass die Stute nun wirklich gedeckt wurde. Das hier war ein Zuchtbetrieb, wenn eine Stute nicht gedeckt wurde, dann war das verlorenes Geld.
Na, ja Irina schaffte es mir die beiden vom Hals zu schaffen. Aber bald war die eine wieder da. Gott lob war es nicht die doofe, von wegen, kann das nicht ein Tierarzt machen. Sie half sogar ganz gut mit. Sie führte dann die gedeckten Stuten wieder zurück in den Stall und rieb sie dort ab. Nach dem decken waren die Stuten viel handsamer und ließen sich willig führen. Dazwischen durfte sie sich die Fohlen ansehen. Für mich waren es die Esel, was mir einen empörten Blick von ihr eintrug. Aber mal Hand aufs Herz, so manches Fohlen sieht auf den ersten Blick wie ein kleiner Esel aus.
Zum Grillen abends wurde sie dann von Irina eingeladen. Ich war ziemlich fertig, meine Arme und Schultern machten sich bemerkbar. Auch hier wurde noch ziemlich heftig geflachst. Irina sprühte vor Leben, und Sabine, so hieß die unverhoffte Helferin, wurde immer wieder zauberhaft rot. Denn so manche Bemerkung war auf sie und mich gemünzt. Irina hat noch immer nicht die Hoffnung aufgegeben mich wieder an die Frau zu bringen. Aber dem schob ich gleich mal einen Riegel vor, indem ich erklärte, das ich mich eher nach einem Wallach fühlte, als nach einem Deckhengst.
Was mir ein Lachen und Spott von Irina eintrug, und einen seltsamen Blick von Sabine.