Ein Tag, nicht wie jeder andere!
Ein Tag, nicht wie jeder andere!
Es ist gegen Mittag und mein Meister gibt mir einen Auftrag, ich soll in die Beethovenstraße Nr. 11 fahren und bei der Agentur Rosi im 2. Stock klingeln.
Wieso, fährst du nicht frage ich ihn mit zweifeldem Blick.
Nein, du wirst alleine hinfahren und den Auftrag zufriedenstellend erledigen.
Seine Worte waren ziemlich angesäuert, da ist es besser keine Wiederworte zu leisten, will ich mir ja nicht unbedingt den ganzen Tag versauen.
Also gut, ich packe meine Tasche, in der alle meine wichtigen Sachen sind, geh zum Auto und fahre los. Unterwegs fällt mir wieder der Name ein, den mir mein Meister genannt hat – Rosi – ich muss vor mich hingrinsen fällt mir gleich ein Lied dazu ein, „Skandal im Sperrbezirk“ von der Münchner Band „Spider Murphy Gang“. Ja, ja die Rosi, die täglich inseriert und jeder ist gut informiert. Mit diesem Lied im Kopf fahre ich zur genannten Adresse, zum Glück finde ich gleich in der Nähe einen Parkplatz.
Ein altes, zum Teil renoviertes 5-stöckiges Haus. Die Haustüre ist nur angelehnt und ich trete ein, steige die Treppen hoch in den 2. Stock. Drei Türen, zum Glück steht an der mittleren ein kleines Schild mit der Aufschrift „Agentur Rosi“. Ich betätige die Klinge und es dauert nicht lange wird sie von einer Dame mittleren Alters geöffnet. Treten sie ein, sie schließt die Türe hinter mir zu, ich wollte gerade ansetzen zu reden da zeigt sie bestimmend mit der Hand in den geöffneten Raum, hier herein bitte und warten sie einen Augenblick, ich sage nur Bescheid, dass sie da sind. Ein kalter Schauer läuft mir den Rücken herunter, wo bin ich hier gelandet, sofort schießt mir wieder das Lied in den Kopf – doch nicht in einem Freudenhaus.
Dieser Raum sieht aus wie ein Wartezimmer, mit Couch, Couchtisch und diverse Zeitungen, die ich mir nicht getraue näher anzusehen. Während meine Gedanken und mein Blick durch den Raum ziehen, geht die gegenüberliegende Türe auf und eine hübsche nur mit einem Handtuch gekleidete Frau öffnet die Tür und schließt sie gleich wieder hinter sich zu. Bevor ich darüber nachdenken kann ob das die Schwester ist, kommt schon die nächst, wesentlich Älter – vielleicht ist es hier ja doch nur eine WG?
Bitte kommen sie mit, ich zeige ihnen den Weg, wir müssen noch eine Etage höher in die andere Wohnung, sagt sie zu mir. Also trotte ich hinter ihr die Stufen nach oben und sie klingelt wieder an der mittleren Tür – hat sie denn keinen Schlüssel dafür, frage ich mich.
Die Tür geht auf und wieder öffnet eine schöne Frau – so langsam begreife ich, wo ich hier gelandet bin „und wenn dich deine Frau nicht liebt, wie gut, dass es die Rosi gibt!“ das Lied schwirrt mir immer mehr durch den Kopf.
So ein Schuft, jetzt wird mir klar warum ich hier alleine her sollte, na warte das bekommt er zurück.
Bitte hier entlang, sie zeigt mir das Bad, da können sie sich danach waschen. Ach - ja, schön, mehr Wörter fallen mir gerade nicht ein. Hier bitte, sie öffnet die Tür zu einem ziemlich düsteren Zimmer, das „Mobiliar“ ganz in schwarz, die Vorhänge schwarz, ein großes Bett.
Ihr Arbeitsplatz und zeigt auf ihn, natürlich ganz in schwarz. Ich muss aufpassen, das es mir nicht gleich schwarz wird, ich fühle mich ziemlich unwohl in meiner Haut, wenn ich das hier vermurkse, weiß ich wer sauer auf mich ist, also werde ich mein Bestes geben.
Ich gehe in die Knie das Rohr steht direkt vor mir, ich gleite mit meinen Händen an ihm entlang, fühle ertaste es. Es fängt an zu vibrieren – mist, zuviel Druck, schnell hole ich einen Gummi um es abzudichten, will ja hier nicht eine allzu große Sauerei, muss ich ja sonst alles aufwischen. Mit meiner rechten Hand gehe ich ein Stück höher um an dem Nippel zu drehen, während meine linke das Rohr festhält. Das drehen erhöht den Druck und ich spüre wie das Rohr immer heißer wird, ja jetzt habe ich es gleich geschafft. Die Hitze durchströmt es mit voller Wucht, gut dass der Gummi gehalten hat. Ich streiche noch mal prüfend über das Rohr, ja alles Dicht wie wunderbar.
Die Tür geht auf, sie sind schon fertig, frägt die Ältere der Frauen – ich nehme mal an sie ist die Chefin hier. Ja, gerade eben, es hat sehr gut geklappt, ich hoffe sie sind zufrieden.
Sie prüft mit fachmännischen Blick und stimmt mir zu, ja eine ordentliche Arbeit haben sie hier geleistet und wirft mir ein Lächeln zu.
Puh, das Herz rutscht mir fast in die Hose, bin ich froh, dass sie mit meiner Arbeit zufrieden ist, da wird sich mein Meister freuen.
Wollen sie sich noch im Bad säubern, fragt sie mit zufriedener Stimme, je gerne antworte ich und ich packe meine Sachen und gehe ins Bad.
Hier, geben sie das bitte ihren Meister, er weiß Bescheid, wir haben ja alles schon im Vorfeld besprochen.
Ich nehme das Kuvert, stecke es in meine Tasche und verabschiede mich und schließe erleichtert die Türe hinter mir zu. Nachdem ich vorher ziemlich weiche Knie vor der Aufgabe hatte bin ich glücklich und stolz es geschafft zu haben. Zufrieden gehe ich zu meinem Auto und fahre zu meinem Meister zurück. Bei der Rückfahrt habe ich wieder das Lied von der „Rosi“ im Kopf - nun habe ich auch mal in einem „Freudenhaus“ gearbeitet, ich muss Lauthals loslachen, ich hätte nie gedacht, dass es mir auch noch Spaß gemacht hat.
Zurück bei meinem Meister, überreiche ich ihm mit säuerlicher Mine das Kuvert, die Kundschaft war sehr zufrieden mit mir. Was anderes hätte ich auch nicht erwartet von dir und wirft mir ein Lächeln zu.
Beide fangen wir an zu lachen, verstehst du nun, warum ich als Mann den Auftrag nicht übernehmen wollte, ja, aber du hättest mich ruhig vorwarnen können.
Wenn ich das gemacht hätte, wärst du bestimmt nicht hingegangen um den Heizkörper zu reparieren.
Wo er Recht hat, hat er Recht, er ist halt doch mein Meister!
© shy woman 17/10/2013