15. Dezember
Die Weihnachtsfeier
Sie hasste diese Weihnachtsfeiern mit Tanz. Und die Reden der Geschäftsleitung wie toll doch alle gearbeitet hätten. Sie hasste die selbstgefälligen Schenkelklopfer, die Zielübererfüller die rechtzeitig vor dem Fest wieder die No-Performer herausgeschmissen hatten. Sie vergaß das nicht, und andere auch nicht, aber jeder musste so tun, als ob. Jeder musste lächeln. Jeder musste klatschen. Jeder musste so eine blöde Kerze und einen blöden Weihnachtsanhänger mit dem Emblem der Firma in Empfang nehmen. Jeder wollte beides sofort entsorgen, jeder musste beides bis nach Hause schleppen. Sie hasste es ihre schöne Abendgarderobe für diesen Anlass anzuziehen. Ihr rotes Kleid, ihr langer Schlitz, ihre Samtschuhe. Sie hasste die anzüglichen Blicke, denen ihre schlanken Beine ausgesetzt waren. Und sie hasste, vor allem hasste sie, diese zusammengewürfelten Tische. Dieses Zulosen des Tischnachbarn, damit man auch mal andere Kollegen traf.
Und auf keinen Fall wollte sie, dass jemand merkte, dass sie keinen Slip trug. Dass ihre Möse zitterte. Dass ihre Möse floss. Auf keinen Fall wollte sie, dass jemand merkte, dass ihr Körper, ihr Körper und dieses Kleid, Signale durch ihr Hirn, durch ihren Geist sendeten. Eindeutige. Glasklare. Ja-Signale. Auf gar keinen Fall.
Ausgerechnet er, dachte sie, als er sich schwerfällig neben sie quetschte. Er schwitzte in seinem schwarzen Anzug, die Krawatte hing schon vor dem Essen schief, seine Augen musterten sie unverschämt, er grinste sie an.
„Na haben Sie alle Spesenrechnungen auch schön abgeheftet?“, hatte er doch tatsächlich die Frechheit zu sagen, ausgerechnet er, bei dem nie etwas stimmte, der den größten Saustall hatte, den sie je gesehen hatte, ausgerechnet er. Sie sah ihn an, wie eine Mutter ihr Kind, er war jünger als sie, zwei Jahre, drei Monate, und zwölf Tage jünger. „Man spricht nicht von Geschäftlichen auf einer Weihnachtsfeier“, wies sie ihn zurecht. „Über was spricht man denn dann?“, sagte er und hatte die Frechheit sie auszulachen. Er lachte sie einfach aus. Ausgerechnet er musste neben ihr sitzen. Ausgerechnet er.
„Haben Sie schon mal was von Komplimenten gehört? Small Talk? Oder ist das zu viel für Ihr Hirn?“, sie könnte ihm eine scheuern.
„Ach Sie meinen dieses nichts sagende Wischiwaschi-Labbern?“, dabei glotzte er ihr provozierend in den Ausschnitt. „Schöne“, er legte eine Pause ein und sah ihr in die Augen, „Kleid“.
Sie wurde rot. Sie konnte es nicht verhindern und es ärgerte sie maßlos.
Seine Augen funkelnden und die Musik setzte ein.
„Na dann, wollen wir mal“, sagte er und nahm einfach ihre Hand und zerrte sie hoch.
So eine Frechheit, dachte sie, so eine bodenlose Frechheit, doch da war sie schon in seinen Armen, seinen verschwitzten Armen.
Er lachte. Was für eine Überraschung! Diese spröde Ziege, diese nervige Kuh, diese neunmalschlaue Besserwisserin roch gut! Und konnte erröten, was sagt man dazu. Und in dem Kleid sah sie aus wie die Sünde selber! Sie sperrte sich, sie wehrte sich gegen ihn, sie versuchte seinem Griff auszuweichen. „Ruhig jetzt“, sagte er und zog sie noch näher, seine Hand an ihrem Hintern, zog sie noch näher, und dann wurde sein Schwanz erst so richtig hart. Er lachte, seine Wange an ihrer Wange, flüsterte er in ihr Ohr, „du böses Mädchen, wer hätte das gedacht, hast keine Unterhose an.“
Es war erstaunlich. Sie erstarrte, einen Moment lang erstarrte sie richtig, er hörte wie sie nach Luft schnappte, doch dann passte sie sich seinen Bewegungen an, ließ sich von ihm führen, folgte ihm. Jetzt noch
Dance with somebody, dance, dance, dance with somebody dachte er, und nicht dieses blöde
Winter WonderLand blabla, Winter Wonderland blabla. Aber so seifentrief Songs hatten ja auch ihre Vorteile. Sein steifer Schwanz fühlte sich saugut an, an ihrem weichen Bauch, er tanzte mit ihr,
dance dance dance, er presste seinen Schwanz an sie, seine Hand wanderte von ihrem Rücken nochmal zu ihrem Hintern, er griff hinein, und sie keuchte, da biss er ihr in die Wange, zart aber bestimmt, er konnte sie haben, jetzt auf der Stelle haben, diese nervige besserwisserische Buchhalterin, schwomm hier vor seinen Augen, presste sich an ihn,
Wonder Wonderland blabla. Er musste sie küssen, er musste sie schmecken, auf der Stelle, schmecken.
Der zweite Tanz. Der erste, der konnte ja noch Zufall sein, ein Schnellschuss, ein Danebenschuss, ein Überschuss, aber der zweite, der sagte ja immer was aus. Freddy Mercury,
oh my friend, a long hard year, vor allem hart, er war kurz vorm Platzen, er wollte sie jetzt,
oh my friend, thank God it’s Christmas, for one day, sie roch so verdammt gut, so unerwartet frisch, wie frisch gefallener Schnee und überquellende Bratäpfel und heiß, heißer Grog,
let it be Christmas every day, kein Mensch spricht, von every day, dachte er, jetzt, jetzt will ich sie, jetzt auf der Stelle.
„Zu mir oder zu dir oder hier?“, sagte er, seine Wange an ihrer Wange, seine Hand in ihrer Hand. Sie sagte nichts, sie sah ihn nur an, ihr Blick ein
Whoo yeah , es ging ihm alles zu langsam, er zog an ihren Haaren, „Hier!“, sagte er, „Jetzt, sofort, hier, komm!“ und er zog sie mit, zog sie von der Tanzfläche, zog sie nach draußen, sie stolperte, er hob sie hoch, trug sie, sie war nicht leicht, aber er wollte es nicht leicht, er trug sie und sie vergrub ihr Gesicht in seinen Haaren. Er suchte den Gang ab, die Toiletten. Die Garderobe war leer. Er setzte sie auf dem Tresen der Garderobe ab, küsste sie kurz. „Moment“, sagte er. Dann sprang er über den Tresen, packte sie und zog sie hinter die Mäntel, hinter kalte, nasse Mäntel, drängte er sie gegen die Wand, und dann drängte sich seine Zunge in ihren Mund.
Dance, dance, dance with somebody, er könnte sie auffressen, jetzt auf der Stelle auffressen, und seine Zunge tanzte mit ihrer,
I’m fallin‘ in love with your favorite song, I’m gonna sing it all night long, seine Hände griffen sie ab, vergruben sich in ihren Hintern, zogen an ihren Haaren, kneteten ihre Brüste,
dance, dance, dance.
„Dreh dich um“, sagte er. „Was?“, sagte sie. Ihre Stimme, ihre Augen, alles in slow motion, alles in Zeitlupe. „Dreh dich um, stütz dich an der Wand ab“, sagte er. „Und mach die Beine breit.“ Er holte ein Kondom aus seinem Jackett. „Jetzt!“, sagte er. „Auf der Stelle!“ Seine Augen brannten sich in ihre Augen, sie wollte etwas sagen, doch er steckte ihr zwei Finger in den Mund, und dann drehte er sie einfach um.
Beide atmeten schwer, er riss die Folie auf.
Aus dem Festsaal hörten sie klatschen. Ein neuer Höhepunkt der Weihnachtsfeier. Er liebte Weihnachtsfeiern. Von jetzt an, liebte er Weihnachtsfeiern mit Tanz, und Blabla und das Zulosen von Tischnachbarinnen. Er schob ihr Kleid hoch. Langsam, ganz langsam. Er strich über ihren Hintern, langsam, ganz langsam, über ihre Schenkel. „So ist es gut“, sagte er. „So ist es schön“, und dann,
dance, dance, dance, drängte er sich rein, mit einem Satz, war er in ihr drin.