Der Wald!
Mein Fleck Erde, es gehört mir, langwierig und schwer waren die Verhandlungen, bis ich dieses Stück Land erwerben konnte. Mir wurde abgeraten, ich wurde gewarnt, fast vertreiben wollte man mich, es wäre komisch dort, es ginge nicht mit rechten Dingen zu, die Vorbesitzer der Hütte mitten im Wald sind durch ungeklärte Umstände ums Leben gekommen und so weiter und so weiter. Es ist ein schönes Stück Land, ja es ist groß, und wenn die Menschen wüsten was hier wirklich los ist, dann wäre es vorbei mit meiner Ruhe, denn Neugierde und vielmehr noch Ablehnung wäre die Folge.
Ich bin vor vielen Jahren durch genau dies ganzen Geschichten hierher gekommen, auf der Suche nach meinen Wurzeln, war immer unterwegs und hier habe ich mich auf Anhieb zuhause gefühlt. Hier fühle ich mich frei, kann sein, wer ich bin, und muss mich nicht zurückhalten. Es war in den drei Jahren, die ich jetzt hier zuhause bin, noch nie ein Mensch auf meinem Grund, habe alles Selbst gemacht, die Hütte sozusagen renoviert und mit einigen Vorkehrungen versehen, die mich unterstützen. Mein altes Leben gibt es schon sehr viele Jahre nicht mehr, habe alles hinter mir gelassen, das gesamte angehäufte Zeug verkauft und bin losgezogen, um zu suchen.
Ich habe gelernt mein Ich anzunehmen, das Anders war nur schwer zu verbergen, vor allem in diesen besonderen Nächten, die mir die erste Zeit zu schaffen gemacht haben. Es hat mich wie der Blitz getroffen, dieses aller erste Mal, als ich über diese blöde Klippe gestolpert bin und fast in die Tiefe stürzte. Der Sprung war gewaltig, dem einer Raubkatze gleich und der Schock, als ich mir bewusst wurde, was ich bin, erst recht. Ja das bin ich ein Raubtier, es war schnell wieder weg, so kam es mir zumindest vor, doch so war es nicht. Die Zeit schien still zu stehen, war wie gelähmt, als ich meine Tatze betrachtet habe und erst Zuhause wurde mir das Ausmaß dessen bewusst.
Zwei Jahre danach, meine Großmutter lag am Sterben, sie hat mich extra rufen lassen, alle anderen vor die Tür gebeten und mich gefragt "wer bist du in Wirklichkeit". Habe abgewiegelt, sie hat nochmals dieselbe Frage gestellt und ihre Augen glichen meinen, besser gesagt dem des Tieres. Ich habe gelernt damit umzugehen, alles an Literatur verschlungen was es dazu gab, für die Menschen sind das Geistergeschichten, für mich gab es viel zu finden und gleich darauf stand ich als Katze, vielmehr als tiefschwarzer Tiger vor ihr.
Sie hat ihre Hand nach mir ausgestreckt, über mein Fell gestreichelt und gesagt, "das Erbe meines Vaters hat sich in dich verkrochen". Es waren die letzten Worte, die ich von ihr vernommen habe und kurz nach ihrer Beisetzung, habe ich angefangen, das zu nutzen, was ich bin. In der ersten Zeit, war es hart, sehr hart, das Anders sein, konnte ja niemanden Fragen, habe meine Eltern, meine Familie, schon fast belauert, doch keiner von ihnen war nur im Ansatz wie ich und ab diesem Tag der Offenbarung durch sie, war mir klar, das es keinen außer mich gibt. Zumindest in meinem Umfeld nicht, ich habe meine Fähigkeiten an den entlegensten Orten ausprobiert, gelernt es zu kontrollieren und bin auch in diesen besonderen Nächten kein Ungeheuer, das mordend durch die Landschaft hetzt. Aber einen Vorteil lernte ich sehr schnell, ich kann sehr viel riechen, viel mehr als sonst ein Mensch und das und die damit verbunden Möglichkeiten, Menschen einzuschätzen, hat mich reich gemacht.
Bin wieder ein Mal durch die Welt gereist, auf der Suche nach meinesgleichen, das läst mich nicht los und wieder zuhause, beim Betretten meiner Behausung, so sieht es zumindest von außen aus, habe ich gewusst, dass da etwas ist. Meine Nase und mein Gefühl, täuschen sich nie, bin ohne abzusetzen, als wenn nichts wäre, in die Hütte gegangen und blitzschnell über den Tunnel wieder hinaus. Nehme die Witterung auf, das Tier ist raus, schleiche geduckt durch den Wald, es riecht bekannt und doch anders, fremd und doch Freund, aber eins habe ich gelernt, sich nicht zeigen, wenn es eng wird und auf die richtige Gelegenheit warten. Erklimme den dichten Baum, oben auf meinem Hügel, es kommt näher, geräuschlos und doch sehr präsent.
Ein minimaler Augenblick sehe ein Huschen, um die Hütte herum und taucht auf der anderen Seite wieder auf. Ein Wolf, er schleicht geduckt, nein er ist nicht gewöhnlich, dazu passt der Geruch nicht und da weiß ich es, ein Weibchen. Ja sie ist meine Art, die Freude darüber läst mich ein Geräusch machen und sie rauscht ins Gebüsch. Mein Trieb fordert seinen Tribut, springe herab, ihren Geruch in der Nase und sause auf sie zu. Donnere in sie hinein, ein Knurren und Fauchen kündigt von diesem kurzen Kräftemessen und wir stehen voreinander, auf der Lauer, bereit zum Sprung und doch wissen wir, dass keiner gewinnen kann, wenn wir es ausfechten.
Langsam mit wachem Blick, wir umkreisen einander, angespannt bis in die Spitzen und nur widerwillig läst sie mein Näherkommen zu. Gebe nicht nach, es ist mein Revier, aber die Freude ist auch groß, die jahrelange Suche wurde durch den Zufall abgelöst und es vergeht eine Ewigkeit, bis wir uns angenähert haben. Vorsichtiges Beschnuppern, immer wieder kurz vor dem Angriff, sie faucht und knurrt, aber sie setzt es nicht um. Sie ist stark, das würde ein harter Kampf, aber wofür, um das zu verletzen, was es eigentlich nicht gibt und ich so lange danach gesucht habe. Es kehrt Ruhe ein, eine ganz besondere Ruhe und ich spüre das ganz leichte Nachgeben in ihr, die Freude über einen Gleichen ist auch bei ihr und so lasse ich meine Erscheinung wandern.
Ihr Blick klebt an mir, als ich meine menschlich Gestalt annehme, sie wartet noch und dann setzt es auch bei ihr ein. Wir stehen voreinander, so wie....., wer auch immer uns schuf, sie ist etwas kleiner als ich, ja sie ist schön, sehr schön, so wie es auch von mir gesagt wird, das ist ja das Bedrohliche an solchen wie uns und sie hat eine gewaltige Dominanz, welche mit meiner ringt.
Bei den Menschen habe ich ein leichtes Spiel, Frauen sind eine leichte Beute, Männer keine Gefahr, ihre Kräfte reichen nicht aus, um mir etwas anhaben zu können, das war schon in der Schule so und dort hatte ich mir sehr schnell Freiraum geschaffen, obwohl ich mir meiner Natur nicht im Klaren war. Sie zeigt keine Scham so wie die Menschen, warum auch, wir sind so, wie wir sind, da spielt es keine Rolle ob bekleidet oder nicht, ob Tier oder Mensch.
Ihre kräftige Stimme fragt "bist du hier der Herr auf diesem Gelände", gebe zurück "ja bin ich, aber das weist du doch", sie lächelt jetzt das erste Mal und antwortet "ja ich weiß es, aber du musst mich schon einladen". Verbeuge mich und sage "würde die Lady mir die Ehre erweisen mir in meine Behausung zu folgen", sie "wenn der Herr dies möchte komme ich gerne seinem Wunsch nach". Halte ihr die Hand hin, sie greift diese, ein Verstehen fließt durch mich, ich sehe, durch sie auch und ich geleite sie ins Haus.
"Donnerwetter, der Herr hat Geschmack" gibt sie von sich, lasse das einfach so stehen und reiche ihr ein Tuch. Sie schlingt es um ihre Hüften, ich schlag meinen Kilt um und frage "wie kommst du hierher" und sie erzählt mir, dass sie genau wie ich umherirrt, teils ganz gezielt sucht, dann wieder einfach drauf los streunt und die Geschichten um diesen Ort haben sie gezielt hierher gebracht. Ja so wie mich damals auch und sie bestätigt, dass sie hier in diesem Wald etwas ganz Besonderes spürt. Nachdem sie mir praktisch ihr Leben erzählt hat, das ein paar Jahre kürzer als meins ist, lasse ich ihr meins hören, das sich nicht sehr viel unterscheidet.
Sie wurde von einem ihrer Onkel eingeweiht, nach dem er sie nach einem gewaltigen Ausbruch in der Schule, im Wald gefunden hatte. Er hat sich ihr als das genähert, was er ist und sie wäre wenn sie nicht diesen Geruch an ihm gekannt hätte davongelaufen. Zwei Jahre später hat sie sich zum ersten Mal verwandelt, allerdings wurde sie dabei von ihm begleitet und nicht so wie ich ganz alleine damit. Kurz darauf ist dieser Onkel verstorben, ganz mysteriös, als ob es nur einen ihrer Art geben sollte.
Auch das Sie keinerlei Geldsorgen hat, überrascht mich nicht, sie lebt von dem, was sie in etwa zehn Jahren verdient hat und seitdem treibt es sie durch die Welt, jedem Gerücht folgend, was ihre Art betrifft. Doch dieses gefährlich Blitzen in den Augen bleibt, auch wenn sie und ich frei und offen erzählen was wir erlebt haben. Lange sitzen wir uns gegenüber, nur die Augen sprechen, es ist ein Verstehen ohne Worte, Laute sind nicht nötig und doch verbergen wir einen Teil vor dem Anderen. Diese schreiende Sehnsucht nach seinesgleichen, sie will raus, brüllen, übereinander her fallen und sich vereinigen. Doch dies wird nicht ohne Wunden abgehen, da bin ich mir vollkommen sicher, denn diese Gier ist im Tier von uns, der Mensch würde sich lieben, aber das Tier will begatten, dominieren und nehmen, was aber das andere nicht so ohne weiters zulassen kann und wird.
Bis jetzt haben wir uns keine Sekunde aus den Augen gelassen, auch als ich was zu trinken geholt habe, war ich wachsam und jetzt lasse ich es ganz kurz fallen. Wie auf Kommando, sie wandelt, bereit zum Angriff und im Sprung wandle ich mich und knalle auf sie.
Gewaltig schlägt ihre Pranke nach mir, krallt ihre Fänge in meinen Leib, schlage mit meiner Tatze und beiße sie gezielt ins Genick. Sie schüttelt mich ab, sie hat Kraft, habe das draußen schon gespürt, wehrt mich ab und wir schleichen herum. Lasse ihr Raum, dränge sie zurück und sie beißt nach mir, weiche aus, schlage zu und kralle meine Fänge tief in ihre Schultern. Sie windet sich, blutet, es steigt mir in die Nase, doch ihr anderer Duft verströmt sich zielsicher und dieser Biss in ihren Nacken zwingt sie nieder.
Fauchen und knurrend, läst sie nach, bäumt sich wieder auf, will mich abschütteln, halte sie gefangen und besteige sie. Wild, animalisch, ohne Rücksicht, begatte ich das Weibchen und sie gibt nach, läst es zu, fordert mit Heulen und Aufbäumen mehr, nimmt und wird dahingerissen von der alles verschlingenden Gier. Mein Brüllen hallt durch den Raum, sie heult im Gleichklang und wir fallen schwer schnaufend auseinander und ihr Mensch kuschelt sich an meinen. Fertig liegen wir da, ausgepowert von der Gier und die übrige Kraft heilt die Wunden, welche wir gerissen haben.
Es wird schon wieder Tag, die Nacht verging ohne das Wir es vernommen haben und sie liegt in meinen Armen, mitten im Haus. Jetzt ist es da dieses freie Denken, das Verstehen ohne Rückhalt, das Vereinigen der Gedanken, ohne zu sprechen kommunizieren wir und sie fragt "läst der Herr es zu das ich ihn begleite", verstehe genau was sie mit der alten Sprache ausdrücken will und gebe zurück "der Herr müsste dies die Lady fragen, aber das sie es ihm vorweggenommen hat, nimmt er diese Angebot an und er macht sie zu seiner Gefährtin". "Wird der Herr mich auch Lieben oder nur nehmen und sich mit mir vereinigen". "Die Lady muss dies zulassen, dann wird sie in den Genuss geführt". "Dann sollten wir den Tag nutzen, um der Lady zu zeigen, wo sie jetzt leben wird und die nächste Nacht für den Genuss", "so soll es sein" gebe ich zurück, erhebe mich, nehme sie mit hoch, das Belauern ist weg, wir betrachten uns, sichtlich erfreut an der Gestalt des Anderen und ja sie ist eine markante und absolute Schönheit.
Der Traum eines jeden Mannes, darum eine Gefahr, die jede Frau fürchtet und sie bekommt was sie haben will. So ist ihr Leben bisher gelaufen, ja meins auch in etwa und es hat uns reich gemacht. Wir ziehen los, zeige ihr was mir gehört, sie hat sich im Hotel im anderen Ort eingemietet und wir holen ihre Sachen ab. Jetzt haben die Leute was zu reden, der Komische vom Wald hat eine Frau, sagen wird keiner was, das haben meine Blicke auch bisher verhindert und so werden wir auch weiterhin unsere Ruhe haben.
Das Steakhouse in der Nähe des Hotels zieht uns an, essen und reden, keine Pläne, nur Vorstellungen und Wünsche. Ja Essen war am Anfang für mich eine Herausforderung, ich habe gefressen und nur sehr widerwillig konnte man mir Manieren beibringen, bis ich begriffen habe, dass ich mich nicht weiter verbergen kann, wenn ich es einfach laufen lasse. Das Tier muste versteckt werden, sie hat es auch gelernt und hat genau wie ich, wenn es sein muss, ein tadelloses Benehmen. Nahezu formvollendet könnte man sage, würde der feinen Gesellschaft zur Ehre gereichen, aber die kotzt uns nur an, diese Möchtegerns, alle verdorben bis ins Mark und doch so scheinheilig, ja und dann noch diese Kirchengeleiteten, die würden uns jagen wie die Tiere, wenn sie wüsten wer wir sind. Deshalb habe ich mich von allem gelöst und sie auch.
So gleiten wir hinein in die Nacht, streunen durch den Wald, die Tiere auf Streifzug, schnell und geschmeidig läuft sie gleichauf, durchqueren meinen Besitz und kehren wohlig erschöpft zurück. Sie ist begeistert von diesem Land, das wir uns hier frei bewegen können, ja ein Wolf wäre nicht so ungewöhnlich, nur ihre beachtlichen Größe würde auffallen, aber ein schwarzer Tiger, das sprengt dann doch den Rahmen hier hoch im Norden. Sie ist über einsachtzig als Mensch, ich noch einwenig darüber, fast einsneunzig und das Tier, wenn losgelassen übersteigt, das normale Maß erheblich. Im Gleichklang wandeln wir, fallen auf den Diwan im Hauptraum, vor dem Kamin, entzünde das Feuer und wir treiben dahin in der Lust. Sie gibt sich hin, nimmt auf, alles, ist frei jeder Scham, offen und bereit, empfängt mich voller Freude, gibt zurück, ohne gefordert zu werden, wir schweben dahin, scheinbar endlos, ohne Hast und Drang und die gemeinsame Explosion enthüllt das Tier, laut und gewaltig.
So vergehen Tage und Wochen und als Gefährten bereisen wir die Welt und nehmen uns, was sich bietet. Der Mensch in uns ist unersättlich, Sex und Gier, in jeder Form und sehr häufig lassen wir benutze Mitspieler zurück, die nicht wissen, was mit ihnen geschehen ist. Ausgelaugt, niedergefickt und halb gefressen, nein nicht verletzt nur fertig und doch mit einem Erlebnis beschenkt, das sie nicht mehr vergessen werden. Und sollte jemand vom Fick seines Lebens sprechen, dann könnte er auf uns getroffen sein.