völlig unerwarte, aber nicht unerotisch...
es ist schon weit nach mitternacht und wir, mein schulfreund und ich, haben uns vom see langsam nach hause getrunken.
nach einem etwas längeren umtrunk in einer alternativen kneipe, nur noch ca. 10 radminuten vorm heimischen keller entfernt, hatte ich dann doch ganz schöne probleme mit meinem störrischen aluminiumesel, um die letzte oder vorletzte etappe nach hause anzutreten.
erst passte der schlüssel plötzlich nicht mehr ins schloss, dann sprang mir mein rucksack zwischen die füße und brachte mich zu fall.
mein kumpel, etwas trinkfester, war plötzlich verschwunden.
tauchte dann unvermittelt aus der dunkelheit wieder auf mit dem ausruf "das ist der hammer, das musst du unbedingt sehen" und war sofort wieder irgendwo in der nacht und im gerümpel der industriebrache verschwunden.
ich kämpfte noch eine weile mit meinem bike, schaffte es schließlich in den sattel, und fiel auf der anderen seite gleich wieder aufs pflaster.
ein zweiter versuch gelang, nur stoppte meinen tatendrang nach wenigen metern ein tiefes loch im aufgeplatzten beton und ich ging wieder neben meinem bike zu boden.
hartnäckig wie ich bin, hob ich mein bike auf und schob es meinem kumpel hinterher in die dunkelheit.
von irgendwo her erklang ganz gedämpft musik, die mich anzog und der ich folgte.
autowracks, bauzäune, stahlteile, sperrmüll und weiss der geier was noch, worüber ich alles stolperte, konnten mich nicht aufhalten.
schließlich schummriges licht zwischen den blättern der büsche, die dort überall zwischen dem müll wuchsen.
in der dunkelheit und im meinem zustand konnte ich eh nix so richtig erkennen und hab mein bike einfach fallen lassen.
zwei aufgesägte stahltonnen mit feuer darin wiesen mir dann den weg.
schemenhaft nahm ich gestalten um die lodernden tonnen wahr und dann entdeckte ich meinen kumpel, in einem riesigen offnen tor einer kleinen fabrikhalle lehnend.
die musik wurde lauter und kam mir bekannt vor, sie klang, als komme sie von einem alten grammophon.
hinter ihm die arg mitgenommene industriehalle war ziemlich spährlich beleuchtet.
ein heruntergekommener billardtisch, eine verschlissene bar mit einem wackligen tresen, die sitzgelegenheiten allesamt vom sperrmüll oder aus aufgeschichteten autoreifen bestehend und eine grosse fläche mit stark abgenutztem parket.
anmutig schwebten ein dutzend paare über das parkett, nicht besonders gekleidet, einige sogar mehr als leger.
sie bewegten sich alle so harmonisch im gleichklang zum rhythmus der melodien wie gräser im wind und der anblick nahm mich minutenlang gefangen.
ich stand wohl mit offenem mund da und kam mir vor wie alice im wunderland.
nie hätte ich das hinter all dem müll und in dieser ruinenlandschaft vermutet.
als ich dann erkannte, was da ablief, schlug mir das herz bis zum halse.
ich kannte diese bewegungen aus den erzählungen von ganz lieben freunden.
ihre videos fielen mir ein, ich erkannte die musik.
ich war fasziniert und verzaubert zugleich, von der musik, von den tanzenden paaren, von der erotik, die von ihnen ausging.
tango argentino
und der abend wurde noch viel länger, als wir es gedacht hatten.