Sinn-Phonie auf der A2
Mal wieder ein kleines Lebenszeichen von mir. Aus vielerlei Gruenden stehen mir fuer die naechsten Wochen nur Papier, Bleistift und ein Handy zur Verfuegung (nein, ich bin nicht im Knast). Das macht das Schreiben etwas schwieriger. Ist auch gleichzeitig als Entschuldigung gedacht fuer die Lieben unter Euch, mit denen ich sonst hier in Kontakt stehe-habt bitte ein bischen Geduld.
Folgende Geschichte erzaehlt ein Abenteuer auf der Autobahn. Leider ist sie fuer hiesige Verhaeltnisse sehr lang geworden. Wuerde mich interessieren, ob ich jemand so fesseln kann, dass er sie bis zu Ende liest. Und jetzt
Frohe Weihnachten
@**l
Und viel Spass
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Lange blonde Haare und ein Mercedesstern sind eine Kombination, die schon immer einen besonderen Reiz auf mich ausgeübt haben, genau wie rote, brünette, schwarze und welche Farben Frauen noch ihren Haaren antun.
Es war ein früher Sonntagmorgen mitten im Sommer, die Sonne quälte sich gerade mühevoll über den Horizont, als mich auf Höhe Magdeburg ein schwarzer Mercedes überholte. Ich war auf der A2 unterwegs von Berlin nach Dortmund und wollte eigentlich nur noch in mein Bett und das möglichst schnell. Die Party gestern Abend ging bis in die frühen Morgenstunden und hatte keine Zeit mehr für ein kurzes Schläfchen gelassen, denn spätestens zu Mittag musste ich im Stadion die Technik für die Reportage des Borussenspiels kontrollieren.
Unaufgeregt setzte sie den Blinker, zog auf die linke Seite und scherte nur Sekunden später irgendwo vor mir wieder auf die rechte Spur ein. Während des Überholvorgangs hatte sie kurz zu mir herüber geblickt und das hatte mir gereicht, eine Frau so um die Vierzig mit einem schmalen, aber auch auf diese Entfernung deutlich gepflegten Gesicht zu erkennen. Ihre Hände hatten locker auf dem Lenkrad gelegen und sie vermittelte den Eindruck, als sei ihr Körper zwar noch hier auf der Autobahn, ihre Gedanken aber weit weg, in einem entfernten, schönen Land. Eine enge weiße Bluse, die vermutlich zu einem grauen Kostüm gehörte, ließ auch durch das Autofenster vollendete weibliche Formen erkennen. Hinter ihrem Sitz, sauber auf einem Bügel aufgehängt, konnte ich die passende Jacke dazu sehen.
Ihre Haare hatte nicht den Eindruck gemacht, als würde sie nur alle acht Wochen schnell beim Friseur um die Ecke reinspringen, sich die Haare schneiden lassen und dann mit einem Stempel auf der Rabattkarte wieder verschwinden. Es sah eher aus, als würde sie ein ganzes Team ohne Anstrengung mehrere Stunden beschäftigen können. Wahrscheinlich mietete sie drei Wochen vorher immer den ganzen Salon für sich.
Hatte sie mich wahrgenommen? Ihr Blick war durch mich hindurch gegangen, als sei ich aus Glas und auch ihr Überholvorgang hatte etwas so Nebensächliches, Selbstverständliches, dass ich mich zu einem von vielen Hindernissen auf dem Weg zu ihrem unbekannten Ziel degradiert fühlte.
In meinem Hinterkopf ging eine kleine Lampe an und ich schaute einigermaßen verdutzt in den Rückspiegel, ob auch wirklich ich hinter dem Lenkrad saß. Als Reporter war ich es zwar gewohnt, dass die Leute mir am liebsten aus dem Wege gingen, als Mann hatte ich damit jedoch, gerade wenn es um so schöne Frauen ging, ein echtes Problem. Der Spiegel zeigte mir jedoch, dass da meine Wenigkeit in voller Lebensgröße am Steuer saß. Halblange blonde Haare fielen in leichten Wellen bis in den Nacken, blauen Augen, die von winzigen Lachfältchen umgeben waren über einer etwas zu großen Nase, die den Blick auch noch auf ein etwas zu kantig geratenes, dafür aber energisch wirkendes Kinn lenkte. Zugegeben, als Modell für eine Münzprägung kam mein Gesicht nicht unbedingt in Frage, aber es hatte durchaus einen gewissen, leicht von den Höhen und Tiefen eines neununddreißigjährigen, nicht immer leichten Lebens verbeulten Charme. Für mich kein Grund, einfach über mich hinwegzusehen, zumal ich ihr auch noch eines meiner „Schmilz-den-Eisberg“-Grinsen direkt in die Pupillen gefeuert hatte. Meine achtzig Kilogramm Kampfgewicht verteilen sich auf 185, zurzeit in einen Bossanzug verpackte Zentimeter. Das verdankte ich der Einladung zu gestriger Party, bei der mein üblicher Tageskampfanzug, bestehend aus Turnschuhen, Jeans und Pullover nicht unbedingt passend gewesen wäre. In Anbetracht der mir hoffentlich mit Blondchen bevorstehenden Nahkampfsituation hätte ich mir für diese Idee am liebsten selbst auf die Schulter geklopft, denn ihr Auto und ihr Outfit machten nicht den Eindruck, als wenn sie für gewöhnlich mit Turnschuhträgern abends schnell mal eine Currywurst essen ging.
Trotzdem, mein Stolz war verletzt und das war Anlass genug für eine Drüse, Arbeitsbereitschaft herzustellen und mich mit ein wenig Adrenalin auf Betriebstemperatur zu bringen. Ihr Wagen trug ein Bochumer Kennzeichen, was bedeutete, dass ich noch ungefähr drei Stunden hatte.
Kaum gedacht, stellte mein rechter Fuß bereits den direkten Kontakt zum Bodenblech her, dabei völlig ignorierend, dass da auch noch ein Gaspedal war. Der Porsche brüllte vor Freude, flutete die Zylinder und krallte die Hinterräder in den Asphalt, dass er sich wahrscheinlich dahinter zu einem mittleren Gebirge aufwölbte. Die Startbahn vor mir war um diese frühe Morgenstunde wie leergefegt und nur weit am Horizont konnte ich einen kleinen, schwarzen Punkt sehen, der dem endlosen Band der Straße folgte. Ich schaltete ihn sofort auf die Zielerfassung und nur wenige Minuten und einige Zehntelmillimeter Profiltiefe später konnte ich wieder auf Schleichfahrt direkt hinter ihrem Mercedes gehen.
Zehn Minuten später stieg mein Adrenalinspiegel bedenklich an, denn sie hatte noch immer keine Notiz von mir genommen. Wahrscheinlich war der Porsche einfach zu niedrig und sie konnte ihn im Rückspiegel nicht erkennen, vermutete ich. Jedes Überholmanöver hatte ich brav mitgemacht, mir jeden Nahrungskonkurrenten mit vier Rädern vom Hals gehalten und bekam als Dank dafür nicht einmal einen Blick? Meine Hormondrüse überlegte gerade, ob sie die Adrenalin-Notfallreserve angreifen sollte, als mir eine Idee kam.
Blinker links, der Fuß kitzelt ein wenig das Gaspedal und schon konnte ich ihr in die Augen schauen – dachte ich zumindest. In Wirklichkeit ging ihr Blick immer noch stur geradeaus, gerichtet auf das graue Band, auf dem ihr Wagen Kilometer für Kilometer in sich hineinfraß.
Fuß vom Gas, gleiche Höhe und die wenigen hinter mir Fahrenden wunderten sich jetzt wahrscheinlich sehr, wieso in Höhe Hannover auf der A2 trotz Sonntagsfahrverbot für LKW’s gerade ein Elefantenrennen stattfand. Das war mir ziemlich gleichgültig, Hauptsache, sie nahm endlich Notiz von mir und genau das tat sie in diesem Moment auch.
Ich hatte mich schon auf einen erzürnten Blick eingestellt, weil ich sie in ihrer Sonntag-Morgen-Autobahn-Träumerei unterbrach, aber oh Wunder, ich bekam ein Lächeln geschenkt – und was für eines.
Blondschöpfchen drehte das Objekt meiner Begierde langsam zu mir herum und dann bekam ich ganz großes Kino zu sehen. Zuerst bogen sich die Mundwinkel ihres fein gezeichneten, schönen Mundes leicht nach oben, dann gingen die Blenden vor den Scheinwerfern namens „Augen“ nach oben und ganz zum Schluss kamen die weißen Beisserchen ans Licht des frühen Morgens. Zusammen ergab diese Komposition ein Geschoß, dass direkt, ohne Vorwarnung in mein Zentralnervensystem einschlug und mich fast das Lenkrad verreißen lies. Hoppla, mit so einem Kaliber hatte ich nicht gerechnet, sonst hätte ich vorher noch eine Rüstung angelegt. Ich beendete sicherheitshalber erst einmal meine ehrenamtliche Stauführerschaft auf der A2 und fädelte mich kurz vor ihrem Wagen wieder auf der rechten Fahrspur ein.
Die nächste halbe Stunde spielten wir gegenseitiges Überholen und sie gab sich wirklich redlich Mühe, mir ordentlich einzuheizen. Natürlich ließ ich mich auch nicht lange bitten, aber irgendwann begannen meine Mundwinkel vom vielen Lächeln zu schmerzen und bevor daraus dann wirklich eine leicht verkrampfte Grimasse beim nächsten Überholvorgang wurde, musste eine neue Idee her. Irgendwie musste ich sie von der Autobahn herunter bekommen, aber wie?
Ich konnte wohl kaum so einfach eine Ausfahrt nehmen, hoffend, dass sie auf mehr Lust hatte als Zähne zeigen und dem armen Kerl ein wenig den Sonntagmorgen versüßen. Blieb sie auf der Autobahn, während ich abbog, hätte ich das Nachsehen oder hätte wieder hinterher fahren müssen. In jedem Fall wäre das Spiel zu Ende und ich der Idiot gewesen.
Während ich mir noch den geringen Teil des Hirns zermarterte, der noch nicht völlig in Testosteron ersoffen war und sie dabei zum ich-weiß-nicht-wievielten Male überholte, hatte sie ein Einsehen und gab mir ein wenig Hilfestellung. Mein nun schon vermutlich etwas gequält wirkendes Lächeln war gerade wieder auf dem Weg zu ihr, als sie rein zufällig, mich dabei ansehend, ihr langes blondes Haar mit einem Kopfschütteln lockerte und es anschließend mit der linken Hand – damit ich es auch ja sah – wieder in Form brachte.
Jepp – und schon ging der noch funktionsfähige Rest meines Gehirns in einem neuen Hormonschwall endgültig auf Tauchstation. Weibliche Wesen haben so unglaublich viele Möglichkeiten – zumindest diejenigen, die kein Problem haben, sich auch als solche zu fühlen und es zu zeigen – und sie werden immer in diesem Arsenal eine finden, die dich k.o. schlägt. Eine schöne Frau, die dich anschaut und dabei ganz unauffällig auffällig mit einem nichtssagenden Lächeln ihr Haar ordnet, gehört schon in die Kategorie der schweren Waffen.
Zumindest die niederen Funktionen schienen noch ihren Dienst zu tun, denn meine beiden Arme begannen in Richtung der rechten Frontscheibe wilde Bewegungen zu vollführen. Ein herzliches Lachen und ein Nicken waren ihre Antwort, schnell genug, dass mein Selbsterhaltungstrieb kurz aus seinem Tiefschlaf erwachen und dafür sorgen konnte, dass zumindest eine Hand gerade noch rechtzeitig wieder das Lenkrad fand.
Die nächsten Minuten verbrachte ich damit, nach einer Raststätte Ausschau zu halten und gleichzeitig mein in dem Hormonschwall abgesoffenes Gehirn wieder fit zu bekommen, zumindest den Teil, in dem das Sprachzentrum lag. Ich hatte so ein Gefühl, als wenn ich es demnächst dringend benötigen würde. Als ich fündig wurde und feststellte, dass ich zumindest meinen Namen wieder fehlerfrei aussprechen konnte, kam auch ein Vorwegweiser zu einer Raststätte in Sicht. „Bielefeld – 5 Km“.
So ungefähr 4,9 km vorher klinkte ich sicherheitshalber schon mal den rechten Blinker ein und ließ ab da kein Auge mehr vom Rückspiegel. Die Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten, bis auch sie den Blinker setzte und ab diesem Moment stellte mein Herzschlag die Resonanz zum An- und Aus des gelben Lichts an dem schwarzen Mercedes hinter mir her.
Es war so weit. Rein in die Einfahrt, kurzer Kontrollblick und tatsächlich, sie kam hinterher. Jetzt einen schnellen Zwischenspurt, damit ich stand und ihr die Tür aufhalten konnte, wenn sie das Ende der Landebahn erreichte. Das hatte in diesem Fall weniger mit guter Kinderstube zu tun, wenn es auch immer bei Frauen gut ankommt, als mit der zu erwartenden Aussicht.
Wer einmal in seinem Leben gesehen hat, wie eine gepflegte Lady in einem Kostüm aus einem Auto steigt und von diesem Anblick nicht feuchte Hände order etwas anderes bekommt, ist entweder schwul oder an der falschen Stelle amputiert. Noch während ich das dachte, hatte ich die wenigen Schritte bis zu ihrem Wagen zurückgelegt und öffnete ihr mit einem meiner charmanteren Lächeln die Fahrertür. Was jetzt kam, sorgte dafür, dass sie wahrscheinlich noch Jahre später die Spuren meiner verkrampften Finger im Stahl der Autotür sehen kann.
Sie stieg nicht einfach aus sondern zelebrierte sich selbst in einer Art und Weise, die jedem amerikanischen Gangsterfilm der vierziger Jahre Ehre gemacht hätte und mir einfach nur den Atem nahm. Ich hatte die Tür mit der linken Hand geöffnet, damit ich ihr mit der rechten beim Aussteigen behilflich sein konnte.
So eilig schien sie es jedoch nicht zu haben, denn sie saß einfach nur da, den Körper in den Ledersitz geschmiegt, die schlanken, langfingrigen Hände noch immer entspannt auf dem Lenkrad. Dann neigte sie das blonde Köpfchen, während sie es zu mir drehte, leicht in Richtung Schulter und mich traf ein prüfender Blick aus von langen Wimpern überschatteten blauen Augen. Ihr leicht mit rotem Lippenstift verzierter Mund verzog sich zu einem vorsichtigen Lächeln und schien zu sagen „Nun, da bin ich. Und jetzt?“.
Bevor ich auf ihre unausgesprochene Frage mit einer wahrscheinlich dummen Bemerkung antworten konnte, wehte mir der Wind eine Prise „Chanel No. 5“ in die Nase und mehr ging dann wirklich nicht – dachte ich zumindest. Dabei waren wir immer noch beim Vorspiel, denn jetzt gab sie mir noch einen Moment Zeit, sie zu genießen. Mein Blick glitt von ihrem ausdrucksstarken, feingezeichneten Gesicht hinab zu der sich unter der engen, weißen Seidenbluse und dem weißen Spitzen-BH mehr als deutlich abzeichnenden Wölbung ihrer großen, hoch angesetzten Brüste. Die Reise ging weiter, über ihre schmalen, von einem knielangen, perfekt geschnittenen grauen Kostümrock eingefassten Hüften und endete dann an den schlanken, leicht gebräunten Beinen, die in hochhackigen schwarzen Pumps den krönenden Abschluss fanden. Der Rock war aus einem seidenartigen Material, das einen leichten Glanz zeigt und mit Sicherheit nicht bei „Kick“ gekauft. Ich tippte eher auf einen Schneider und auch das würde nicht der gleich um die Ecke gewesen sein. Dort, wo der Rock endete, schauten zwei runde, aber schmale Knie hervor und meine Hand war durchaus der Meinung, dass sie da viel besser hingepasst hätte als an die kalte Türklinke des Mercedes.
„Na, zufrieden?“
Ich begnügte mich mit einem Lächeln als Antwort, da ich meiner Stimme immer noch nicht traute. Ihre hatte ein wenig rauchig, aber klar geklungen, als hätte sie bei einer Party ein Glas Whisky zu viel getrunken und die Zigarre danach hatte wahrscheinlich ein Übriges getan, ihr diese Klang zu geben, die bei mir sofort zu einer heißen Gänsehaut führte. Sie schien jetzt der Meinung zu sein, dass ich die richtige Betriebstemperatur erreicht hatte und schaltete eine Stufe höher.
Ihre Oberschenkel strafften den Rock, dann fuhr sie das linke Bein aus und setzte es grazil auf den Asphalt. Ihr Hintern drehte sich ein wenig, ihre linke Hand erfasste meine hilfreich dargebotene und schon folgte das rechte Füßchen. Beide Beine wurden parallel und ein wenig schräg gestellt, meine Augen noch einmal mit dem Anblick makelloser Knie geblendet und dann zogen sich ungefähr sechzig Kilogramm pure Weiblichkeit an meiner Hand aus dem Auto.
Meine Zunge spielte immer noch mit dem Sprachzentrum Hasch-mich und so strahlte ich sie einfach nur an. Sie schien das nicht weiter zu stören und mit einer Stimme, die irgendwo zwischen Joe Cocker und Marylin Monroe lag, verriet sie mir, dass ihr Tank eine neue Füllung benötigte.
Gut, dass mein Stimme immer noch irgendwo in der Gegend des Rückenmarks unterwegs war, denn sonst hätte ich ihr wahrscheinlich geantwortet, das mein Tank übervoll war und nur darauf wartete…
Ich schaute sie kurz an und mir wurde klar, dass sie meine Antwort schon längst kannte.
„Hi, ich bin Ron, mein zweiter Name ist Tankwart und ich kümmer mich gerne um deinen.“
Hoppla, meine Stimme hatte sich gerade wieder zur Arbeit gemeldet, allerdings in Anbetracht dessen, was sie da gerade von sich gab, hätte sie besser noch blau gemacht heute. Blondchen schien das nicht zu stören. Wahrscheinlich hatten alle Männer in ihrer Gegenwart ein paar Sprachprobleme und sie hatte sich schon lange daran gewöhnt.
„Super. Dann lass uns doch erst mal essen gehen. Ich benötige unbedingt etwas Warmes im Bauch.“ Sprach sie und hängte sich einfach bei mir ein. Der Selbsterhaltungstrieb meiner Stimmbänder schien sich eingeschaltet zu haben, denn die Entgegnung auf „etwas Warmes im Bauch“, die schon auf der Zunge lag – in etwa „Warum willst du dann erst essen gehen…“- hätte ihre sofortige operative Entfernung zur Folge gehabt.
Irgendwie schien sie aber verdammt gute Antennen zu haben, denn der Druck ihrer Hand auf meinem Arm wurde für einen Moment richtig heftig und mit einem kurzen Blick in meine Augen kam die Nachricht an: „Nur Geduld, ich bin wirklich hungrig und zwar auf alles.“.
Die Raststätte war in dieser frühen Morgenstunde wie leergefegt. Wir nahmen uns einen Platz am Fenster mit Blick auf die vorbeihuschenden Autos. Fasziniert schaute ich ihr beim Essen zu, warf ihr hin und wieder ein paar Gesprächsbrocken zu, damit sie mich nicht für einen völligen Stiesel hielt und sie antwortete genauso einsilbig, wenn auch freundlich. Ihre ganze Konzentration galt dem Chefsalat, den sie ruhig und gewissenhaft in sich hinein schaufelte. Immer wieder musste ich auf ihre Hände schauen. Sie waren einfach nur schön und es war ein Vergnügen, ihren langen Fingern bei der Arbeit zuzuschauen. Im Gegensatz zur gegenwärtigen Mode waren die Enden der gepflegten Nägel nicht rechteckig und statt dessen ein wenig halbrund, fast spitz zulaufend gefeilt. Sie wurden auch nicht von irgendwelchen Kleinkunstwerken verunziert, sondern schimmerten in einem Hauch von durchgehendem Rot.
Ich stellte mir vor, was diese Hände so alles mit mir anfangen konnten, wenn sie wollten und hätte mich zur Strafe fast an meiner Cola verschluckt. Wieder traf mich ein Blick und ein Lächeln, die mir ziemlich deutlich sagten, dass meine Gedanken für sie ein offenes Buch waren.
Noch immer schleppte sich das Gespräch nichtssagend dahin, während unsere Blicke, wenn sie aufeinander trafen, eine ganz andere Geschichte erzählten. Irgendwann hatte sie das letzte Salatblatt mit einer Akribie, die einem Karnickel alle Ehre gemacht hätte, zwischen ihren roten Lippen verschwinden lassen. Während sie sich den Mund vornehm mit der Serviette abtupfte, durchwühlte ich mein von Testosteron überschwemmtes Gehirn nach einer Idee, wie ich jetzt den Bogen zum Thema „Tanken“ bekam. Schließlich konnte ich sie schlecht darauf ansprechen, dass sie nur einen kalten Salat gegessen hatte und jetzt das „Warme im Bauch“ an der Reihe wäre.
Bevor ich fündig wurde, legte sie die Serviette geziert beiseite und schaute mich mit einem bezaubernden, völlig unschuldigen Jungmädchenlächeln an.
„So, das habe ich gebraucht. Ich schaue jetzt mal, wo ich mir meine Nase pudern kann und dann sehen wir beide, das wir das mit dem Tanken hinbekommen, oder?“
Der diese Worte begleitende Augenaufschlag wäre in jeder Disco die klare Ansage gewesen „Kommst Du mit vor die Tür?“, aber hier, im Restaurant? Der Rührlöffel in meinem Denkzentrum schaltete auf den Turbomodus. Sie wollte doch nicht etwa…
Doch, sie wollte – und wie, denn wie sie da so Hüft- und Powackelnd auf ihren hohen Absätzen an den Tischen vorbei schwebte, war das mehr als eine Einladung. Es war „Hasch-mich, wenn du kannst.“. Und wie ich konnte. Sämtliche höheren Hirnfunktionen schalteten sofort auf „Standby“ und der Urmensch schubste fast den Stuhl um, als er sich auf die Suche nach dem Duft des Weibchens machte.
Die Toiletten waren eine Etage tiefer, keine Klofrau wünschte mir in gebrochenem Deutsch, dabei die Hand aufhaltend „Guten Morgen“, dafür grinste mich ein Automat mit einem Drehkreuz darunter blöde an.
Kleingeld? Wie sollte ich da denn herankommen. Es steckte in der Tasche meiner Hose und die saß aus unerfindlichen Gründen so eng, dass ich keine Chance hatte, es mit der Hand heraus zu fischen. Ein Sprung über das Eisengestell sollte nicht das Problem sein, eher das in mir tobende Adrenalin. Es war genug von dem Zeug vorhanden, das es mich schon fast von allein gegen die Decke katapultierte. Egal, also Klettertour und Sekunden später hatte der Jäger das erste Hindernis auf dem Weg zu seiner Beute überwunden.
Als nächstes stand Orientierung im Gelände auf dem Programm. Dazu werden im Allgemeinen höhere Hirnfunktionen, die bei mir jedoch im Hormonsumpf versackt waren, benötigt. Links das Damen-WC, daneben das Behinderten-WC, dann kam der Wickelraum und ganz rechts das Herren-WC. Was jetzt? Das Gehirn war noch offline und ich hatte auch Null Bock, alle vier Räume zu durchsuchen, wo sich denn das Rehlein versteckt hatte.
Mutter Natur fand eine Lösung, und der Urmensch folgte instinktiv einer feinen Geruchsspur von Chanel, die ich im normalen Leben nie wahrgenommen hätte in Richtung Wickelraum. Wie in Trance öffnete ich vorsichtig die Tür und schon packte mich eine Hand mit roten Fingernägeln am Schlips, heiße Lippen pressten sich auf meinen trockenen Mund und der Duft einer heißen Frau füllte meine Nase.
Ihr Griff war fest und nur Sekunden später saß sie mit ihrem hübschen Hintern und hochgeschobenem Rock bereits auf dem eigentlich für Babys gedachten Wickeltisch. Sie verschränkte ihre Beine hinter meinem Po, mich dabei noch näher an ihren Körper pressend. Irgendwo polterte ein Schuh zu Boden, während ihre Hände sich jetzt so hektisch an meiner Hose zu schaffen machten, als wollte sie verhindern, dass einer von uns beiden zum Nachdenken kam.
Heißer Atem streifte mein Ohr und ich hörte ihre raue, jetzt vor Lust heisere Stimme.
„Wenn du noch länger gewartet hättest, wäre ich ohne dich zur Sache gekommen.“
Das waren so ziemlich unsere letzten deutlich verständlichen Worte, denn ab jetzt griffen wir auf einen Sprachschatz zurück, der so alt ist wie die Menschheit. Ihre fleißigen Hände hatten endlich gefunden, wonach sie suchten und machten sich flink daran, es noch ein wenig zu vergrößern. Ich half ihr, schob meine Hose mit einer Hand ganz nach unten, während ich sie mit der anderen fest an mich presste und mir jetzt auch keine Mühe mehr gab, das in mir aufkommende Stöhnen zu unterdrücken. Das, was da jetzt zwischen meinen Beinen, unter ihren Händen passierte, entlockte auch ihr ein leises Seufzen und dann stellte sie noch etwas mit einem Finger in einer Gegend zwischen meinen Beinen an, in der Frauen normalerweise nichts zu suchen haben. Das war jetzt einfach zu viel für mich. Ich stand kurz vor einer Explosion, die ihrem bis zur Hüfte hochgeschobenem Seidenrock bestimmt nicht gut getan hätte.
Während wir uns immer noch küssten, wie es wilder und heißer nicht ging, presste meine Linke ihren Körper an mich, während die Rechte ihr zwischen die Beine griff, um ihren Slip herunter zu ziehen. Da war aber längst keiner mehr und meine Hand fühlte sich an, als hätte ich sie in ein heißes Ölbad getaucht. Doch die Hand fühlte sich wohl da unten und nicht nur sie, denn die Laute, die das Weibchen jetzt von sich gab, als meine Krabbelfinger ein wenig das gelobte Land erkundeten, zeugten nicht gerade von Ablehnung.
Es hatte keinen Sinn, noch länger zu warten. Ich hatte schon Mühe, meinen Orgasmus ihren jetzt schon fast brutal zufassenden Fingern zu verwehren und sie war ebenfalls zwischen ihren Beinen so feucht, dass ich meine Hand auch gleich hätte unter einen Wasserhahn halten können. Während nicht nur ihre heißen Lippen, sondern mittlerweile auch ihre Zähne wilde Sau mit meiner Zunge spielten, fasste ich ihre Pobacken und zog sie mit einem plötzlichen Ruck ganz dicht an mich heran. Bevor ich noch irgendetwas Weiteres tun konnte, hatten ihre Hände meinem Glied schon den Weg zur Pforte der Glückseligkeit gewiesen und es durchfuhr mich wie ein elektrischer Schlag, als ich sie dort unten endlich mit der Spitze meiner Lust berührte. So unglaublich erregt, wie ich war, riss ich mich trotzdem zusammen und drang nicht wie ein wildes Tier in sie ein, denn ich wollte jeden Millimeter von ihr spüren, jedes Muskelzucken, bis es einfach nicht mehr weiter ging.
Als ich ankam, wurde ich von ihr mit einem langgezogenen Stöhnen belohnt und genau in diesem Moment geschah etwas zwischen uns.
Ihre Beine umklammerten mich, wie es fester nicht mehr ging, ihre Hände pressten meinen Unterleib an ihren und ihr Mund ruhte auf meinem – und dann war absolute Stille.
Beide hielten wir den Atem an, keine Bewegung, nicht einmal ein Muskelzucken waren noch zu spüren. Ich konnte jeden Millimeter von mir in ihr fühlen, spürte, wie sie mich mit jeder Muskelfaser umschloss und sich mit aller Kraft, die sie hatte, an mir festklammerte.
Gleichzeitig atmeten wir aus und dann war da nur noch Zärtlichkeit in mir und Verletzlichkeit in diesen ihren so wunderschönen, jetzt so groß aufgerissenen, blauen Augen. Ganz langsam begann ich mich in ihr zu bewegen und sie schmiegte sich weiterhin mit jeder Faser ihres Körpers an mich, folgte jeder meiner Bewegungen, als wollte sie um nichts in der Welt auch nur den winzigsten Kontakt zu mir verlieren.
Irgendwann kam mein Orgasmus, ruhig, fast sanft. Ich konnte spüren, wie er begann. Eine Welle, die sich am Horizont auftürmt und beim Näherkommen immer größer und gewaltiger wird. Die Wand brach in Zeitlupe und nur Augenblicke später legte auch sie ihr blondes Köpfchen in meine Halsbeuge, ihre Hand ganz fest in meinem Nacken, während ihr Unterleib sich plötzlich verkrampfte. Da wusste ich, dass die Welle auch sie erreicht hatte.
Wie lange wir in dieser Position verharrten, weiß ich nicht mehr. Unsere ganze Burschikosität, die Lockerheit und Leichtigkeit, mit der wir gespielt hatten, waren verschwunden. Zögernd, widerstrebend lösten wir uns voneinander und vermieden dabei jeden Augenkontakt.
Verschämt, mit roten Wangen wie ein Schulmädchen nach dem ersten Petting, drehte sie mir den Rücken zu und zog ihren Slip wieder an. Mir ging es ähnlich. Verlegen zog ich meine Hose hoch und verstaute alles da, wo es hingehörte. Ohne ein Wort, ohne Geste verließ sie leise den Wickelraum und ich konnte hören, wie kurz darauf eine andere Tür geöffnet und geschlossen wurde. Mir würde eine kleine Erfrischung auch gut tun und so suchte ich ebenfalls das WC, allerdings das für Männer, auf.
Als ich wieder den Vorraum betrat, sah ich sie an der Treppe stehen und auf mich warten. Das war jedoch nicht mehr die verführerische Frau, die noch vor einer halben Stunde den männermordenden Vamp gespielt hatte. Ihr Lächeln war nicht mehr das „na, hast du auch so viel Lust wie ich“, sondern hatte jetzt etwas sehr Schüchternes, eher um Verzeihung Bittendes. Ich stand vor ihr und ein Blick in ihre halbgeschlossenen Augen machte mir endgültig klar, das jetzt nicht der Moment für dumme Sprüche war.
Ganz vorsichtig und zart nahm ich ihre Hand und ohne ein Wort gingen wir die Treppe hinauf und der Gleichschritt auf dem Weg zu unseren Autos ergab sich von ganz allein.
Ihren Namen hatte sie mir nicht gesagt – ich hatte auch nicht danach gefragt. Es war jetzt nicht von Belang, wie so vieles andere auch nicht. Sie trug keinen Ring und irgendwoher wusste ich, dass es bis jetzt kein Mann lange neben ihr ausgehalten hatte.
Sie hielt meine Hand immer noch, auch als sie bereits eingestiegen war und mit der Rechten den Schlüssel in das Schloss steckte und den Motor startete. Fast widerstrebend ließ ich sie los. Kein Blick mehr für ihre schlanken Beine, den geilen Arsch und wie er sich in das Leder des Sitzes presste oder die straffen Brüste. Es war alles unwichtig.
Wichtig waren nur die zwei tiefen, blauen Seen, in denen eine Frage stand, von der ich wusste, dass sie sie nie in Worte fassen würde. Das musste sie auch nicht, genauso wenig wie ich die Antwort.
Ich schloss die Fahrertür und sie fuhr langsam los. Dann, als hätte sie sich einen Ruck gegeben, beschleunigte sie abrupt und war kurz darauf außer Sicht.
Die Hormone in meinem Gehirn waren längst verdampft und so war wieder ausreichend Kapazität da für diese eine Frage: „Wie konnte ein Radioreporter den Halter eines schwarzen Mercedes mit einem bekannten Kennzeichen ermitteln?“.
Woher die Sicherheit auch immer kam, ich wusste, dass ich für die Antwort nicht lange benötigen würde.