Sie ging in die Küche und orderte ein Abendessen. Die ganze Zeit über dachte sie darüber nach, über was sie mit ihm reden sollte. Es musste ein Thema sein, bei dem sie sich sicher fühlte. Pferde vielleicht? Schon öfter hatte sie bei ihren strategischen Überlegungen dabei sein dürfen. Aber im Moment hing alles von den Neuigkeiten ab, die ihr Mann mit zur Burg brachte…
Die zweite Frage war, was sie anziehen sollte. Normalerweise putzte sie sich immer ein wenig heraus, wenn Besuch kam. Sie wollte ihren Mann stolz machen, er sollte eine schöne Frau an seiner Seite haben und stolz auf sie sein. Nun ja, wenn sie ganz ehrlich war, musste sie zugeben, dass es ihr auch Spaß machte, ihre Wirkung bei den Männern zu sehen, es erregte sie und die ein oder andere Vorstellung war schon dabei.
Sie war in ihren Gedanken versunken und hatte gerade dieses Lächeln auf den Lippen, als der Baron Bucher ihr in der Halle geradewegs in den Weg trat. Sie blickte ihm in die Augen und erschrocken stellte sie fest, dass er amüsant und überlegen lächelte. ‚Er hat es gesehen‘, dachte sie. Sie fühlte sich schon wieder wie nackt.
Galant küsste er ihre Hand. „Gräfin, wie bezaubernd ihr heute wieder ausseht…“, er blickte ihr tief in die Augen und lächelte wieder. Hatte sie sich getäuscht oder blitzte etwas in seinen Augen? Sie spürte wieder diese aufgeregte Unsicherheit, ein leichtes Ziehen im Bauch..
Sie bat ihn in den Kaminraum und teilte ihn mit, dass sie sich noch schnell umziehen würde, dann wäre sie gleich zum Essen im Spiegelsaal bereit. Doch er behielt ihre Hand in der seinen. Sie musste den Blick verschämt senken. „Nicht so schnell“, sagte er, „so oft war ich hier jetzt schon zu Besuch und nie brachte ich euch etwas mit. Jetzt habe ich durch meine Handelskontakte eine Aufmerksamkeit für euch gefunden. Es ist wie für euch gemacht. Bitte macht mir das Vergnügen und tragt es beim Abendessen am Körper.“
Sein Blick strich über ihre Konturen. „Es müsste gut passen“, sage er mit einem süffisanten Lächeln.
Da waren sie wieder, ihre kleinen Härchen auf dem Arm. Unbarmherzig stellten sie sich auf. Er reichte ihr einen großen Holzkasten. Schnell nahm sie ihn und hörte sich von weitem ein „Danke, aber das wäre doch nicht nötig gewesen“ stammeln, bevor sie aus der Halle stürzte und eilig die Treppe in ihre Gemächer hinauf eilte.
Er hatte es schon wieder geschafft, sie ganz durcheinander zu bringen. Und jetzt wusste sie gar nicht mehr, was sie anziehen sollte! Ihr Mann war ja nicht da! Sie verlangsamte ihre Schritte und begann ihre Gedanken so gut wie es ging zu sortieren. Das züchtige Grüne wäre wohl angemessen, damit würde sie sich sicher fühlen… Was er ihr wohl mitgebracht hatte? Vielleicht eine schöne Stola? Ein Reitkleid? Der Kasten war groß.
Oben angekommen legte sie den Kasten auf das Bett. Sie ging zum Fenster und holte tief Luft, um sich abzukühlen. Dann entkleidete sie sich, nahm sich ihre Waschschüssel und begann sich vor dem Spiegel mit kaltem Wasser zu waschen. Die letzte, die sie jetzt sehen wollte, war ihre Zofe, die ihr warmes Wasser bringen konnte. Sie wollte für sich sein. Sie betrachtete sich im Spiegel: ihre glatte Haut mit den kleinen Brüsten, die elegante Linie am Hals liebte sie besonders und ihre abgerundeten Schultern. Sie konnte gut ausgeschnittene Kleider tragen. Dafür kaschierten sie gekonnt ihre Problemzonen an den Oberschenkeln und ihren Bauchansatz, der nicht so glatt war, wie bei ihrer Zofe, die sie manches Mal schon neidisch betrachtet hatte…
Sie bändigte ihre Haare mit einem durchfeuchteten Kamm und trug ihr Lippenrot auf. Bevor sie sich anzog, hielt sie es nicht mehr aus und öffnete langsam den Deckel des Holzkastens.
Sie sah einen glänzenden Stoff und hob ihn vorsichtig heraus. Als sie ihn auf dem Bett ausbreitete stieß sie einen kleinen Schrei aus. Es war ein Kleid! Aber nicht irgendeins! Sie holte tief Atem, es war ein Kleid, so ähnlich, wie sie es hatte schneidern lassen, aber das Schwarz war mit einem wunderschönen Blaugrün abgesetzt, es war vorne und hinten zu teilen und ... das Mieder war so gestaltet, das die Brüste unbedeckt waren!
Was sollte sie jetzt tun! Es war wunderschön, aber sie konnte es doch nicht anziehen! Sie hob es hoch, trat vor den Spiegel und hielt es sich ihr an. Die Farbe des Grüns ließen ihre Augen leuchten wie Saphire.
Hatte sie die Bluse nicht schon? Sie ging in ihr Ankleidezimmer. Mit einem Seufzer der Erleichterung stellte sie fest, dass die Zofe ihr die Bluse schon gewaschen und gestärkt hingehängt hatte. 'Ja, das müsste gehen', dachte sie. Der kleine Teufel in ihr sprang an…
Eine halbe Stunde später stand sie im Spiegelsaal und ließ Baron Bucher zum Essen rufen. Auf dem Tisch standen zwei Aperitifs bereit.
So und nun seid ihr gefordert...
Was wird weiter passieren?
Wird Baron sie allein verführen? Ihre Unsicherheit für sich nutzen zu wissen, die ihm zeigt, dass sie nicht gänzlich abgeneigt, seiner Ausstrahlung nicht gewachsen ist?
Wird sie sich ihm hingeben?
Wo ist der Graf?
Wird er vielleicht noch erscheinen?
Und ist es vielleicht ein eingefädeltes Spiel? Wo er das Spiel so liebt?
Oder kann sie sich ihm getrost in die Arme geben, weil er alles wieder in den ehelichen Halt gibt und der Spuk vorbei ist?
Was denkt ihr?